Fremde Planeten (Kurzgeschichte)

Der Tag unseres Untergangs war, als SIE kamen.
Es war ein unheimlicher Aufruhr, als das erste Schiff landete. Weißer Nebel sammelte sich um die Turbinen, als es gleisend wie ein perlmuttfarbener Monolith vor uns aufragte. Mit einem Zischen öffneten sich die Tore Ihres Raumgleiters. Schwer und doch elegant senkten die Tore sich, formten Brücken zum Boden. Dann traten SIE heraus. Zum ersten Mal hatten wir eine Antwort auf die Frage, ob wir allein im Universum waren. Und wir waren glücklich.
Die Verständigung war schwierig. Seltsame Laute und abstrakte Verrenkungen Ihrer Glieder mussten wir interpretieren, manches erschwert durch die Prägung unserer eigenen Kultur. Was uns bedrohlich schien, war eine Geste der Freundschaft Ihrer unförmigen Statur. Jede Verständigung ein ringen um die Bedeutung eines Lautes, einer kleinen Bewegung oder dem Spiel der Muskeln auf Ihren deformierten Gesichtern.
Trotz dessen begann der Handel zu erblühen. Sie brachten uns fremdartige Technologie, kraftvoll, weitreichend in Ihren Fähigkeiten, doch kaum nutzbar, durch Ihre fremdartigen Formen. Geschaffen für die Hände anderer Wesen.
Erst zögerlich, doch in immer größeren Wellen spülten SIE über unseren Planeten hinweg. Manche von uns hatten Angst, trauten diesen Wesen mit Ihren riesigen, gerundeten Köpfen und Gliedmassen, die entweder im Übermaß oder im Mangel an Ihren Körpern zu seien schienen, nicht. Doch die meisten erwarteten Sie mit angespannter Freude. Jedes Tauschgeschäft die Möglichkeit etwas von solch überragendem Wert, von solcher Seltenheit, ja Einzigartigkeit zu erhalten. Jedes Artefakt eine Chance auf Macht, Reichtum und Einfluss unter den Unsrigen. Wir hielten Sie für dumm, solche Wunder zu geben für wertlose Dinge, die wir im Überfluss besaßen.
Eines Tages kamen Sie zu uns, baten etwas errichten zu dürfen. Eine Halle für die Ihrigen. Wir ließen Sie gewähren. Es war unsere letzte Chance gewesen, Sie aufzuhalten.
Sie nutzten Ihre Fähigkeiten, ertauschte Ressourcen und wir schenkten Ihnen noch, woran es noch ermangelte. Ein Monolith, riesig in seinen Ausmaßen, abstrakt in Form, fast organisch mit seinen bleiernen Adern, welche den Komplex wie Tentakel durchzogen. In dieser Zeit lernten wir auch die ersten Worte dieser Wesen zu verstehen. Sie kamen von einem fernen Planeten, dessen Ressourcen zu schwinden begannen. Wir hätten es sehen müssen.
Sie luden uns ein, Ihr fertiges Werk zu betrachten, zeigten uns ein weiteres Mal Ihre Genialität. Es war kein Gebäude, sondern Maschine. Nein. Ein Tor. Ein Tor in Ihre Welt.
Unter schrecklichem Lärm strömten Sie heraus, unzählbar wie Sterne, in Maschinen, die wir noch nie gesehen hatten. Dann eröffneten Sie das Feuer.
Wir wehrten uns, doch es war Sinnlos. Wir mussten erkennen, dass Sie uns nur gegeben hatten, was für Sie selbst wertlos war. Sie durchzogen unseren Planeten, töteten jeden, den Sie finden konnten. Zumindest nehme ich das an. Am ersten Tag sah ich Ihre Waffen vorbeirollen und fliegen. Am zweiten Tag gab es keine Kommunikation mehr. Egal welche Geräte wir auch aus den Ruinen zogen, in denen wir uns versteckten, es gab keinen Kontakt mehr, keine Verbindung. Einige Tage verbrachten wir hungernd, dann kehrten Sie zurück, suchten nach Überlebenden, töteten, wen Sie finden konnten. Nicht einmal der Leichnam blieb uns zum Betrauern, denn Sie nahmen auch diese mit.
Ich weiß nicht, warum ich dies niederschreibe. Freunde, Familie, alle wurden Sie ermordet oder starben, schwach und krank. Ich bin der Letzte und spüre wie mein Ende naht. Es wird niemanden mehr geben, der dies lesen wird. Und doch. Auch wenn ich in diesem feuchten Kuhle im Dreck sterbe, es ist die letzte Geschichte meines Volkes. Der Beweis, dass wir existiert haben. Dass ich gelebt habe!
Und für jene, die es vielleicht eines Tages finden mögen; wenn es Sie noch gibt; eine Warnung vor den Wesen, die von einem Planeten kamen, welchen Sie Erde nannten.

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