Warum kauft die chinesische Bank so viel Gold?

Immer wieder taucht diese Frage auf, in Blogs, Nachrichten und ganz besonders überall, wo Verschwörungstheoretiker unterwegs sind. Die Frage, welche so viele gerade umtreibt ist jedoch nicht die nach dem „wie“, sondern nach dem „warum“.

Da macht der tonnenweise Aufkauf des Edelmetalles durch China und in geringerem Maße Russland (wenn man bei einer Menge von ………. von gering sprechen kann) den Beobachter stutzig. Sollten es nicht die Zentralbanken jener Länder besser wissen? Oder sind das alles nur Verrückte auf hohen Postionen?

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Viele Theorien kursieren, die meisten höchst zweifelhaft. China bereite sich auf den Zusammenbruch der Währungen vor oder China wolle den Yuan zur Weltwährung erheben, in dem Sie dessen Wert mit der Hinterlage von Gold stützen.

Doch warum sollten China und Russland wissen, wann der Zusammenbruch kommt und noch wichtiger: Warum wissen es all die anderen Zentralbanken der Welt, welche ja nur geringe Ankäufe getätigt haben in den letzten Jahren, NICHT? Warum sollten nur zwei Nationen auf der gesamten Welt intelligent genug sein, so etwas zu erkennen? Insbesondere da es sich bei beiden um ehemals kommunistische Länder handelt und der Kommunismus nun nicht gerade für vorausschauendes finanzielles handeln steht. Für mich ist diese Theorie also nicht haltbar.

1418915596663Der typische Goldkäufer

Doch was ist mit jener der Weltwährung? Gegenfrage: Warum sollten die Chinesen eine Golddeckung Ihrer Währung benötigen, um zur Leitwährung der Welt aufzusteigen, wenn die Amerikaner diesen Platz seit den 70ern (seit dem Kippen des Bretton Woods Systems durch Nixon) innehalten ohne die geringste Golddeckung? Großbritannien hatte in der Zeit, als Churchill Finanzminister war, die Golddeckung eingeführt und bezahlte mit einer Wirtschaftsdepression und (auch durch viele andere Faktoren begünstigt) einem Verlust der Wichtigkeit des britischen Pfundes.

Eine Weltwährung entsteht nicht dadurch, dass diese durch Gold gedeckt wird, sondern dadurch, dass alle wichtigen Waren, wie Erdöl, in dieser Währung gehandelt werden. Deswegen auch die Notierung der wichtigsten Güter in US-Dollar.

Warum also sollte die chinesische Bank so viel Gold einkaufen? Um dies zu verstehen, muss man erst einen Schritt zurück machen, um das große Bild sehen zu können. Woher kommt das Geld, mit dem die chinesische Zentralbank Gold kauft?

1375975902913Man braucht Geld, um Gold zu kaufen

China ist inzwischen bekannt als Werkbank der Welt. Die USA hingegen sind der größte, vereinigte Abnehmer chinesischer Waren. Eine riesige Zahl an Transportschiffen bringen jedes Jahr gigantische Mengen an Produkten in die vereinigten Staaten. Natürlich müssen die Hersteller dieser Produkte bezahlt werden, so niedrig die Löhne in China auch sind.

Die amerikanischen Geschäftführer erhalten nun Ihre Rechnungen entweder in Yuan oder Dollar gestellt, je nach Vereinbarung. Den Betrag überweisen Sie nach China. Hier ergibt sich das Problem. Der chinesische Empfänger braucht den Betrag schließlich in seiner Heimatwährung von seinem Konto und vice versa. Also muss irgendwo auf dem Weg ein Tauschgeschäft stattfinden, US Dollar gegen Yuan. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Die Senderbank kauft Yuan zum gültigen Wechselkurs von der chinesischen Zentralbank und schickt dieser den Gegenwert in US Dollars.
  2. Die Empfängerbank erhält eine Überweisung in US Dollars und tauscht diese bei Ihrer Zentralbank zum gültigen Wechselkurs gegen Yuan ein, um dann dem Produzenten Yuan auf dem Konto gutschreiben zu können.

Egal wie, schlussendlich landet der Großteil der Devisen in den Fächern der Zentralbanken. Da herumliegende Devisen keinen Vorteil bringen versuchen die Zentralbanken nun, Ihr Geld wieder anzulegen, Bzw. in die Währung des eigenen Landes umzutauschen, damit das Wechselkursrisiko möglichst gering bleibt.

Möglich ist der Umtausch jedoch nur, wenn etwas von außerhalb des Landes gekauft wird. Früher kaufte die chinesische Zentralbank deswegen amerikanische Schuldverschreibungen. Die Devisen waren wieder wegverbracht und an Ihre Stelle traten gut verzinste Schuldscheine der Vereinigten Staaten von Amerika.

Natürlich stellt sich bei so einem Austausch eine Frage. Ist es wirklich sinnvoll, sich von jemanden , der bei Ihnen einkauft mit eben jenem Geld bezahlen zu lassen, welches man Ihm zuvor leiht? Dies ist jedoch eine Frage für einen anderen Artikel.

Da die Anleihen jedoch inzwischen teils sogar negative Renditen bringen, muss das Geld nun in andere Unternehmungen gesteckt werden. Für eine Staatsbank bedeutet dies im Endeffekt folgende zwei Optionen zu nutzen:

Option 1, in die Infrastruktur zu investieren (denn viele Spezialprodukte, Rohstoffe und Präzisionsmaschinen kommen aus dem Ausland und können so in Dollars bezahlt werden)

Inzwischen investiert China große Mengen im Aus- und Inland. Viele afrikanische Länder erhalten großzügige Infrastrukturprojekte gegen Rohstoff-Lieferabkommen zu günstigen Konditionen.

Auch in Asien selbst wird fleißig gebaut. Nach dem unglaublichen Wachstum der Städte beginnt nun der Ausbau der Transportwege zwischen Europa-Russland-China. Eine neue Seidenstraße, größer als jeder andere Landtransportweg vor Ihr.

Das alles jedoch ohne der Geldschwemme Herr zu werden.

Oder Option 2, man kauft direkt Rohstoffe und lagert diese ein. Dafür sollte dieser Rohstoff aber einige Eigenschaften besitzen: Unverderblich, unanfällig für lange Lagerung und einen möglichst hohen Preis pro Kilogramm, damit die Lagerung wenig Platz braucht und damit auch wenig Kosten verursacht.

Was läge da näher, als Gold? Kein anderer Rohstoff vereint diese Eigenschaften besser. Silber ist zu billig, Platin kostet genau so viel, nimmt aber mehr Platz ein, von Kupfer oder Eisen ganz zu schweigen, und Edelsteine sind so diffizil zu schätzen in Ihrem Wert, dass es unmöglich ist, beim Kauf nicht betrogen zu werden. Und noch dazu so leicht in der Hosentasche aus dem Tresorraum zu tragen. Probieren Sie das mal mit einem Kilo Gold! Natürlich gibt es noch seltenere Elemente, welche mehr kosten als Gold, diese sind jedoch dann meist so selten, dass die Chinesen schon mit einem Bruchteil der Dollarreserven den Weltmarkt mehrmals leerfegen könnten. Mit anderen Worten, es gibt einfach nicht genug davon für ein so großes Investment.

(Der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt, dass viele chinesische FIRMEN große Mengen an Stahl eingelagert haben als Sicherheiten gegenüber Ihren Banken)

Und dies, liebe Leser, ist der Grund für Chinas Goldaufkäufe. Es gibt schlicht und ergreifend nicht mehr genügend andere Optionen, die Dollarreserven der Staatsbank umzutauschen. So bleibt die einzige Option, um die Abhängigkeit vom US Dollar und damit der Gesundheit der amerikanischen Wirtschaft (über den Wechselkurs Dollar<->Yuan)

 

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