Über Uhren, oder warum die Applewatch scheitern wird

 

Momentan erwarten alle voller Spannung den Verkaufsstart der Applewatch, welche in manchen Kreisen schon als der Sargnagel der analogen Armbanduhr gehandelt wird. Natürlich wird Sie das sein. Im Geiste der Bewohner von Irrenhäusern. In der normalen Welt wird Sie genau so untergehen, wie alle anderen Versuche, die Analoguhr vom Thron zu stoßen. Wie komme ich zu dieser Aussage? Es gibt einige simple Gründe, doch nutzen wir die Zeit, um zuerst einen kurzen Abriss der Konkurrenten der Analoguhren zu betrachten, und warum diese gescheitert sind.

Zwiebel

Das Leben der Armbanduhr begann als Schmuckstück für Frauen, denn Männer hatten bereits die Taschenuhr. Und seien wir ehrlich, an einem Anzug kann eine Zwiebel auch heute noch verdammt sexy aussehen, wenn man in der Lage ist, den Stil selbstbewusst durchzuziehen, ohne dabei wie ein Überbleibsel aus dem Museum zu wirken. Ja, solche Menschen gibt es.

1904 wurden dann die ersten Armbanduhren für Männer, oder um präziser zu sein, Piloten entwickelt, denn diese wollten verständlicherweise lieber beide Hände am Lenkrad haben während eines Fluges. Der wahre Erfolg stellte sich jedoch erst mit dem ersten Weltkrieg ein, als man merkte, dass es von Vorteil seien konnte, wenn man nicht umständlich in der Hosentasche herum kramen musste, um seine Uhr zu finden. Seitdem war der Siegeszug der analogen Armbanduhr nicht mehr aufzuhalten.

Analoguhr 22

Die erste wirkliche Gefahr kam in Form der Casiotron von Casio im Jahr 1974. Eine digitale Anzeige, welche einfacher abzulesen war, als die Zeiger einer Analoguhr und wenige Jahre darauf ausgestattet mit einem Quarzuhrwerk, welches weit genauer ging als eine Automatikuhr oder gar Handaufzugsuhr je gehen könnte. Was konnte sich das Herz mehr wünschen? Nun, einen günstigeren Preis natürlich. Die ersten Digitaluhren waren technische Meisterwerke, und das ließen sich die Hersteller auch bezahlen. Über die Jahre sanken die Preise drastisch, während immer mehr Funktionen integriert wurden. Taschenrechner, Barometer, Höhen- und Tiefenmesser, integrierte Datenbanken für Telefonnummern, Notizen etc. verwandelten die Armbanduhr in einen tragbaren mikro PC.

Warum tragen wir also heute nicht alle Digitaluhren an unseren Handgelenken, geschmiedet in den Hallen des Casio-Konzerns?

Erstens war die Bedienung umständlich, und zweitens sahen die Displays der Digitaluhren schon immer unglaublich hässlich aus, sobald der Schein des Neuen und Aufregenden sich verlor, egal in welche schöne Hülle man Sie auch steckte. Den letzten Sargnagel trieben in den Neunzigern konkurrierende Unternehmen mit billig verarbeiteten Digitaluhren, welche man schon für 10-20 Mark bekommen konnte, und welche einem teilweise nachgeschmissen wurden. Ernsthaft. Es gab Zeiten, in denen man eine Packung Kaugummi kaufen konnte, dessen besonderes Extra darin bestand, dass der Kaugummi im Geheimfach einer Digitaluhr gelagert war, diese natürlich im Preis inbegriffen.

Da half es auch nichts, dass immer mehr Leute die Träger der Digitaluhren als zu blöd betrachteten, ein Zifferblatt zu lesen. Heute ist das Digitaldisplay fast völlig aus den Auslagen verschwunden.

Die nächste Gefahr kam auf mit den immer kleiner werdenden Handys der Neunziger Jahre. Deren Nutzung als Uhr konnte sich jedoch nie wirklich durchsetzen, insbesondere, da viele Leute lieber Ihr Handy ausgeschaltet mit sich herumtrugen um den Akku zu schonen, falls man doch einmal telefonieren wollte. Jepp, das waren noch Zeiten. Es gab wirklich mal einen Zeitraum, in dem Leute Ihr Handy ausschalteten!

Analoguhr 1

Dann kam die Revolution des Smartphones. Sie waren groß, vielseitig und mit einer leichten Handbewegung aus der Tasche zu ziehen, um die Uhrzeit abzulesen. Ironischer weise bedeutete der Erfolg des Smartphones durch seine Vielfältigkeit auch seinen Untergang als Zeitmesser. Wer heute schnell auf sein Smartphone sieht, der signalisiert seinem Gegenüber nicht, dass er die Uhrzeit wissen will, sondern, dass Ihm gerade seine Emails oder Chats wichtiger sind. Das ist natürlich keine gute Voraussetzung, um am Arbeitsplatz oder beim Date ernst genommen zu werden.

Ausserdem kann man ein Smartphone nicht am Handgelenk tragen, was es mit einem, wenn auch geringfügigen, Mehraufwand belegt im Vergleich zur Armbanduhr. Man merke: Menschen sind faul. Dazu die Laufzeit von nicht mal einem Tag bei stärkerem Gebrauch. Insbesondere, wenn man auf jedem Social Media Kanal vertreten seien möchte, damit man endgültig keinen Kontakt mehr zur Realität pflegen muss. Nicht gerade prickelnd.

Man würde meinen, die Hersteller hätten inzwischen etwas daraus gelernt, doch dem ist nicht so. Nach dutzenden, mehr oder weniger gescheiterten Experimenten glaubt nun Apple schlauer als die Konkurrenz zu sein. Ein illusorischer Plan, insbesondere, da Apple bisher nur erfolgreich seien konnte, wenn Sie verschiedene erfolgreiche Konzepte der Konkurrenz stehlen neu kombinieren konnten und es in diesem Fall noch nicht ein funktionierendes Konzept gibt.

d78af0caa590edd2

Also, welche Fehler macht die Apple-Watch?

 

1. Die Akkulaufzeit:

Ein inhärentes Problem aller Smartwatches. Der Akku hält nicht mal einen Tag, und das bei moderater Nutzung. Man stelle sich all die Leute vor, die nicht mal merken, wann Feierabend ist, da der Bildschirm nur noch anzeigt, was ich für die Zukunft des Konzeptes sehe: Schwarz.

2. Die Ablenkung:

Man möchte es nicht für möglich halten, aber es gibt nur eine Sache, welche schlimmer ist, als unterwegs dauernd vom eigenen Smartphone darauf hingewiesen zu werden, wer gerade was „voll süß“ auf Facebook und Twitter findet. Das selbe auch unterwegs erleben zu müssen, ohne das Handy aus der Tasche zu ziehen. Polemik mal beiseite, wer nur kurz die Uhrzeit wissen will und dabei darüber informiert wird, dass 5 Chats aktualisiert wurden, 13 Freunde neue Dinge gepostet haben, diverse Berühmtheiten wertlose Kommentare zu unwichtigen Themen abgegeben haben, und 3 neue Emails angekommen sind, wird kaum produktiv sein.

3. Der fehlende Nutzen:

Eine Smartwatch ist von Geburt an ein Krüppel. Nicht überlebensfähig ohne ein gekoppeltes Smartphone. Wer möchte schon viel Geld dafür bezahlen, ein 2. Display für sein Handy am Handgelenk zu tragen, welches nicht mal 50% der Funktionen eines Smartphones erfüllen kann?

4. Der Preis:

Ein Startpreis von 650 Euro,  steigerbar auf 18.000 EUR für eine Smartwatch? Wer ist so dekadent so viel Geld für ein so nutzloses Gimmick auszugeben? Insbesondere, wenn man bedenkt, dass man für den Preis bereits einen guten, gebrauchten Sportwagen kaufen könnte. Natürlich könnte man jetzt argumentieren mit dem Selbstzweck der Dekadenz für so etwas Geld zu haben, doch warum dann nicht stattdessen eine Rolex? Junghans? Breitling? Selbe Botschaft, aber eine Laufzeit von mehr als 20 Stunden.

  1. Nutzungszeitraum:

Smartphones werden mindestens alle 2 Jahre ausgetauscht, und selbiges würde auch für Smartwatches gelten. Doch wer möchte jedes zweite Jahr hunderte von Euros ausgeben, um eine Uhr mit 10% schnellerem Prozessor zu kaufen? Insbesondere, wenn man eine normale Uhr zum Bruchteil für 10 und mehr Jahre tragen kann.

  1. Das Ansehen:

Sobald die Smartwatch eine gewisse Verbreitung gefunden hat, wird man auf Ihre Nutzer genau so skeptisch herabsehen, wie auf jene Leute, welche die Uhrzeit auf Ihrem Handy ablesen. Denn wer weiß schon, ob dein Gegenüber wirklich nur schnell die Uhrzeit checkt, oder ob er sich gerade mit etwas anderem beschäftigt, was er für wichtiger als dich hält?

  1. Der Inconvinience Faktor:

Jeder, der ernsthaft glaubt, dass die Welt darauf gewartet hat, sich täglich um den Akkustand von 2 Geräten, welche man dauernd mit sich herumtragen soll, zu kümmern, der spinnt. Derweil stellt der Träger einer normalen Analoguhr seine Uhrzeit 2 mal im Jahr um und wundert sich über die Irren.

 

In kurz, das Konzept der Smartwatch als solches ist zu Scheitern verurteilt. In einigen Jahren wird nur noch ein harter Kern der Käufer seine Smartwatch tragen. Und der Rest freut sich über seine Analoguhr.

 

von

Xanatos Logo

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert